„Ein Cyborg?! Natürlich nicht!“ möchte man auf diese Frage antworten. Doch was auf den ersten Blick eindeutig scheint, wird nach kurzem Nachdenken eher verschwommen. Ein Cyborg ist ein kybernetischer Organismus, eine durch Technik veränderte natürliche Lebensform. Oder wie es Wikipedia formuliert, eine Mischung aus Mensch und Maschine. Nun…wie weit weg sind wir davon? Oder sind wir tatsächlich schon Cyborgs auf eine gewisse Weise?

Wir ersetzen unsere Sinne mit Sensoren, jeder hat ein Smartphone – wann geht man als Cyborg durch? Elon Musk z. B. oder auch der bekannte YouTuber VSauce haben die Sichtweise, dass Smartphones eine externe Erweiterung des menschlichen Körpers sind. Und diese Sicht ist durchaus nachvollziehbar! Viele Informationen, die man früher im Gehirn „gespeichert“ hat, sind nun auf dem Smartphone hinterlegt. Das umfasst Kontakte, Terminpläne und vieles mehr.

Der Nutzen für die Nutzer

Es wird argumentiert, dass dadurch Ressourcen im Gehirn frei werden, die für andere Prozesse genutzt werden können – die nicht von Technologie besser erledigt werden können. Das heißt, der Mensch profitiert von dieser Symbiose. Doch wie weit soll und kann sie gehen? Microsoft-CEO Satya Nadella erwartet, dass bis zum Jahr 2030 ganze 50 Milliarden (!) Geräte mit dem Internet verbunden sein werden.

Er sagt dazu: „Wenn man so ein gigantisches Gewebe aus Computern hat, entsteht dadurch ein ganz neues Kapital aus Daten und KI. Es wird keine einzige Anwendung, keine einzige Erfahrung geben, die man nicht auf Basis von KI baut.“[1]

Das bedeutet einerseits eine Verbesserung und extreme Verbreitung der KI in dieser Zeitspanne. Andererseits bedeutet es auch, dass die KI dadurch dem Menschen weiterhin Aufgaben abnimmt und ihren Platz im Alltag findet und rechtfertigt. Wie genau das aussehen wird, ist allerdings noch kaum abzusehen.

Den Kulturwandel gibt es schon heute

Was unbestreitbar ist, ist, dass es einen Kulturwandel gibt. Die Digitalisierung wird besonders im Hinblick auf die Zukunft genutzt, um bestehende Prozesse zu verbessern und zu automatisieren. Das passiert z. B. auch im Schulsystem: „zeitgemäße Bildung in der digitalen Welt“ bedeutet, dass Kinder auch effektiv mit Hilfe des Internets und digitaler Medien lernen. Damit ist ein „selbst (vom Schüler) gesteuertes Lernsystem“ auch realisierbar – digitale Kompetenz und digitale Medien sind Teil des Schülers. Die Verfügbarkeit von Information, die Schnelligkeit und Aktualität spielen hier eine große Rolle, wie in anderen Anwendungsbereichen auch.

Der Weg zu einer allgegenwärtigen KI ist nicht schwer vorstellbar. Künstliche Intelligenz ist eine allgegenwärtige Allzwecktechnologie, die mehr wie Elektrizität als etwa das Flugzeug ist. Wie Elektrizität wird sie irgendwann in alle Aspekte unseres Lebens, in Haushalte, Autos und Büros integriert werden, allerdings auf eine Weise, die möglicherweise weitaus disruptiver und weitreichender ist.

Smarte Geräte im Alltag: Wie wir zum Cyborg werden

Smarte Geräte gibt es heute schon massenhaft. Sie sammeln im Alltag Informationen und senden sie auch in eine Cloud. Mit Hilfe der Cloud können die Daten von einer KI verarbeitet und genutzt werden. Diese Daten werden wiederum genutzt um das Produkt – die Geräte – zu verbessern. Mit einer größeren und akkurateren Datenmenge arbeitet auch die KI wiederum besser. Es ist ein Kreislauf der Verbesserung. Dies führt dazu, dass sich Produkte schon fast von selbst optimieren. Dadurch, dass immer mehr Aspekte des täglichen Lebens von der KI erschlossen werden, entstehen Möglichkeiten für Menschen, diese Arbeiten abzugeben. Das Gute ist: Wir haben die Wahl, zumindest in der Theorie. Wir können bestimmen, wie und welchen Arbeiten wir abgeben, welche Teile unseres Alltags und damit auch unseres Selbstverständnisses von der KI und digitalen Helfern übernommen werden sollen. Die Entscheidung, wie viel Hilfe man möchte, ist individuell und anpassbar.

Ein aktuelles Beispiel zeigt, dass z. B. in Schweden schon weiter gedacht wird: Dort haben sich über 100 TUI-Mitarbeiter freiwillig einen Mikrochip in die Hand implantieren lassen. Der Nutzen davon ist, dass mittels NFC-Technik nun mehrere kleine, aber häufig auftretende Prozesse automatisiert ablaufen. Wie Sie NFC-Tags im Handwerk und für Ihr Smart Home nutzen können, erfahren Sie in diesem Artikel!

Fazit

Durch die genannten Veränderungen lässt sich die Aussage, dass wir schon zu einem kleinen Teil ein Cyborg sind, tatsächlich halten. Aufgaben, die früher von Menschen selbstverständlich selbst übernommen wurden, werden inzwischen durch digitale Anwendungen und KI erschlossen. Dadurch, dass dieser Wandel relativ langsam stattfindet, ist es schwierig zu wissen, was schon möglich ist und tatsächlich umgesetzt wird. KI kann spezifische Aufgaben inzwischen extrem erfolgreich bewältigen: Autos steuern, Emotionen anhand von Bildern und Sprachmustern erkennen, besser Krebs diagnostizieren als ausgebildete Epidemiologen oder auch Musik und Gedichte schreiben.[2] Haben Sie es gemerkt?

[1] https://www.stern.de/digital/computer/microsoft-chef-erklaert–warum-windows-und-co–kuenftig-kaum-eine-rolle-spielen-8945156.html

[2] https://www.businessinsider.de/artificial-intelligence-ai-most-impressive-achievements-2017-3?op=1