Digitale und physische Technologien Durch die Digitalisierung werden Handwerker schon in ihren Arbeiten unterstützt. Dazu müssen analoge Prozesse digitalisiert und neue Abläufe entwickelt werden. Doch mit der Entwicklung neuer Technologien bietet sich nun auch die Möglichkeiten, Handwerker physisch zu unterstützen, beispielsweise mit einem sogenannten Exoskelett-Anzug.

Möglichkeiten von Exoskelett-Anzüge

Diese Anzüge wirken wie ein Skelett außerhalb des Körpers: Sie verstärken Knochen und unterstützen Arbeiter, indem sie es ihnen ermöglichen, große Lasten zu heben. Dies kann sogar ganz ohne Motoren geschehen, indem die Gewichtskraft, die von einem Gegenstand ausgeht, auf Mensch und Anzug verteilt wird. Somit wird der Handwerker weniger beansprucht und es besteht eine deutlich geringere Verletzungsgefahr z. B. durch Bandscheibenvorfälle beim Heben schwerer Gegenstände. Doch Exoskelett-Anzüge vereinfachen nicht nur die Arbeit, sie machen Arbeiter auch leistungsfähiger. Ein US-amerikanischer Hersteller hat schon ein System entwickelt, das beim Anwender „Belastung am unteren Rücken und an den Beinen entgegenwirkt und Beweglichkeit und Belastbarkeit erhöhen soll. Wiederholtes oder kontinuierliches Hinknien, Hocken, Heben, Ziehen, Tragen oder Klettern mit schweren Lasten sollen damit leichter werden.“[1]

Andere Systeme agieren als „intelligente Stoßdämpfer“ und ermöglichen es so auch älteren oder körperlich eingeschränkten Menschen, körperlich anspruchsvolle Aufgaben zu bewältigen.

Handwerker sind als Berufsgruppe anfällig für körperliche Probleme, da sie häufig Arbeitsschritte ausführen müssen, die den Körper sehr beanspruchen. Durch „Ungesunde Spitzenlasten in Folge harter körperlicher Arbeit“[2] entstehen häufig zum Teil ernste Verletzungen. Durch ein Exoskelett können beispielsweise Arbeiten über Kopfhöhe wie Deckenmontagen oder Schraubarbeiten ganz leicht ausgeführt werden. Auch der gesamte Rückenbereich lässt sich einfach entlasten und wird damit deutlich weniger verletzungsanfällig. Dadurch erhält man schnellere, gesündere Mitarbeiter und senkt die Kosten für Fehltage, die durch Verletzungen entstehen.
Handwerker können also darauf hoffen, in Zukunft durch moderne Technik entlastet zu werden. Obwohl die Exoskelett-Anzüge noch nicht perfekt sind, können sie schon heute einen Beitrag dazu leisten. Neben der „Volkskrankheit“ Bandscheibenvorfall lassen sich auch andere Probleme angehen. Denn da im Handwerk häufig anspruchsvolle, aber nicht unbedingt gleiche Arbeiten und Bewegungen ausgeführt werden, werden auch immer wieder andere Muskeln beansprucht. Die modernen Anzüge können sowohl dabei helfen, Verletzungen vorzubeugen, als auch bei der Bewältigung von Arbeitsschritten, bei denen frühere Verletzungen eine Beeinträchtigung wären. Durch die stetige Weiterentwicklung, bessere Materialien und eintretende Serienreife sind zudem zukünftig niedrigere Preise zu erwarten.

Optimierungsbedarf

Obwohl Exoskelett-Anzüge schon heute sehr fortschrittlich sind, gibt es noch Bedarf zur Optimierung. So kann ein Anzug zwar Arbeiter unterstützen, hat aber auch ein eigenes Limit an Tragfähigkeit und Belastbarkeit. Doch er hat darüber hinaus auch ein eigenes Gewicht und ist nicht Teil des Körpers. Bei Unfällen durch Rutschen oder Stolpern steigt so das Verletzungsrisiko, auch weil natürliche Schutzreaktionen möglicherweise mehr schaden als nutzen wenn man in einem solchen Anzug steckt. Das Gewicht und die Größe der Maschine hängen natürlich von den zu erleichternden Arbeiten ab. Doch auch in diesem Punkt kann die Technik noch verbessert werden – mit neuen, speziellen Materialen, besserer Energieeffizienz und mehr Bewegungsfreiheit. Dass zur erstmaligen Einstellung auf den Arbeiter möglicherweise eine qualifizierte Fachkraft benötigt wird, ist dabei nur eine kleine Hürde.
Das kürzlich gestartete Projekt BauPrevent kann hier wichtige Erkenntnisse liefern, da es die Belastungen von Mitarbeitern auf der Baustelle mess- und sichtbar machen soll. Somit lässt sich die Belastung einzelner Mitarbeiter steuern und kann mit entsprechenden Maßnahmen gesenkt werden. Mit moderner Sensorik werden Belastungsdaten ausgewertet, sodass man einen Überblick erhält, welche Tätigkeiten in einer gefährlichen Haltung ausgeführt werden und dadurch akute oder chronische Verletzungen begünstigen. Das Ziel ist das gleiche: Dauerhaft gesunde Mitarbeiter, die keine Schmerzen bei der täglichen Arbeit haben!

[1] Vgl. golem.de – „Exoskelett soll Soldaten leistungsfähiger machen“
[2] Vgl. handwerk.com – „Roboanzug mit Coolnessfaktor“