Eine weitreichende neue Entwicklung wie die Digitalisierung bietet neue Chancen, aber auch Risiken. Nicht jeder, der investiert, kann erfolgreich sein. Wir zeigen Ihnen hier einige Tipps, Ideen und Strategien, die Sie für ihre Digitalisierungsstrategie nutzen können.

1)     Beseitigen Sie die Hemmnisse!

Häufig scheitert eine Digitalisierung nicht daran, dass sie nicht möglich oder sinnvoll ist, sondern an den Dingen, die ihr im Weg stehen.

Sicherheitsbedenken: Besonders im Bezug auf Datenschutz und Sicherheit bei der Verarbeitung von personenbezogenen Daten gibt es häufig Bedenken. Dabei ist die Digitalisierung da mehr eine Hilfe als ein Problem: die digitalen Anwendungen, die moderne Unternehmen nutzen sind konform mit den rechtlichen Vorschriften wie GoBD und DS-GVO. Darüber hinaus wird bei der Einführung neuer Systeme darauf geachtet, die notwendigen Standards einzuhalten sodass keine Abmahnungen oder ähnliches entstehen. Betrachtet man den aktuellen Umgang mit Datenschutz und Datensicherheit im Handwerk (WhatsApp für Firmeninterna etc.) stellen die Systeme der Digitalisierung schon eine deutliche Verbesserung dar. Und im Zweifel gibt es auch hierfür Beratungsangebote, wie beispielsweise unseren IT-Compliance-Check.

hohe Kosten: Die Einführung neuer Software und der Kauf von digital kompatiblen Geräten kann teuer sein. Aber aus diesem Grund gibt es mehrere staatliche Förderprogramme, die die kleinen und mittleren Handwerksbetriebe dabei unterstützen, trotzdem eine erfolgreiche Digitalisierungsstrategie durchzusetzen. Grundlage dazu ist, dass der Unternehmer sich entsprechend informiert und gegebenenfalls auch kompetent über seine konkreten Möglichkeiten beraten lässt. Beides ist meist kostenlos, auf Anschaffungen mit Bezug zur Digitalisierung gibt es häufig eine Förderung. Sie werden also sowohl dabei unterstützt als auch gefördert, ihr Handwerksunternehmen zu modernisieren und fitzumachen für das Handwerk 4.0. Neben den Anschaffungskosten gibt es auch Bedenken bezüglich der Praxisreife und Anwendbarkeit. Hier gilt es, durch Beratung oder Testen zu einer guten Grundlage für eine Entscheidung zu gelangen

Digitalkompetenz: Handwerker sind häufig nicht die digital fittesten Menschen, um es vorsichtig auszudrücken. Aber auch für junge Menschen ist Digitalisierung meist etwas, das sie noch lernen müssen. Die Digitalkompetenz von Chef und Mitarbeitern stellt kein Problem dar, wenn entsprechende Schulungen besucht werden. Dies kann sogar dazu führen, dass Mitarbeiter sich gegenseitig helfen und als Team besser arbeiten. Als Schlagwort hat sich auch schon „Arbeit 4.0“ etabliert, da das gesamte Arbeiten mit digitalen Komponenten aus Industrie 4.0, dem Internet der Dinge und Handwerk 4.0 umgestaltet wird. Diese Umgestaltung findet nun nach und nach in allen Arbeitsbereichen statt. Auch aus diesem Grund ist die Entwicklung einer Digitalkompetenz wichtig. So wird sichergestellt, dass moderne, digitale Hilfen und Werkzeuge effektiv und erfolgreich eingesetzt werden.

2)     Mehr Produktivität, mehr Gewinn

Durch schnellere und bessere Prozesse lässt sich dank der Digitalisierung auch die Produktivität und damit der Gewinn steigern. Wenn es nun möglich ist, in der gleichen Zeit 25% mehr Häuser zu bauchen/Dächer zu decken etc. wird sich das sehr stark bei ihrem Gewinn bemerkbar machen. Denn die Personalkosten bleiben gleich in dieser Zeit. Beispiel gefällig?

  • Bessere Kundenbeziehungen dank mehr Transparenz
  • Höhere Produktivität durch schnellere Abläufe und weniger Fehlzeiten
  • Neue Möglichkeiten, digitale Produkte und Dienstleistungen anzubieten
  • Einfachere und bessere Prozesssteuerung
  • Besserer Kundenkontakt dank guter Kontaktmöglichkeiten und einfacher Individualisierung von Produkten.

Nicht nur der Handwerker profitiert von der Digitalisierung – auch der Kunde. Erreichbarkeit, Umsetzung von Kundenwünschen, die angesprochene Transparenz und geringe Reaktionszeiten sind Faktoren, die sich in einer Kaufentscheidung deutlich widerspiegeln. Digitalisierung macht diese Dinge zugänglich, und was auch bedacht werden muss: Ihr Handwerksbetrieb steht in Konkurrenz zu anderen Betrieben, die im Handwerk 4.0 schon stärker vertreten sind. Durch das Beharren auf alten Strukturen verlieren Sie auf Dauer Kunden an Mitbewerber, die z. B. über ein besseres Kundenmanagement verfügen.

3)     Arbeit 4.0

Arbeit wird digital, und zwar genau da, wo Sie es wollen. Sie entscheiden, welche Prozesse Sie optimieren und digitalisieren wollen. Häufig ist es sinnvoll, digitale Prozesse miteinander zu verbinden, aber bei elektronischen Geschäftsprozessen werden auch andere, althergebrachte Prozesse beeinflusst. Denn die verbleibenden analogen Prozesse müssen so angepasst werden, dass sie in die neue digitale Struktur hineinpassen. Ein Beispiel dazu finden Sie hier:

 

 

 

 

 

 

 

Abbildung 1 Dachdecker digital nach dem ZDH[1]

Im oben beschriebenen Szenario werden z. B. Handwerker, Material und Organisation vom Büro aus verwaltet, sodass mithilfe des digitalen Büros ein Kundenauftrag zustande kommen kann. Kundengespräche und Feedback sowie mögliche Auftragsänderungen werden aber weiterhin mit dem Kunden besprochen, da er keinen Zugang zum System hat. Die Arbeitsabläufe werden digitalisiert und betreffen so auch die jeweiligen Facharbeiten. Dazu werden digitale Kompetenzen nun auch für Facharbeiten immer wichtiger:

  • Maschineninformationen
  • Standortinformationen
  • Auftragsinformationen
  • Experteninformationen

werden vernetzt und sind in Echtzeit verfügbar. Diese Informationen zu lesen, verstehen und zu interpretieren ist eine der Anforderungen an die Mitarbeiter. Arbeit 4.0 umfasst als Begriff diese und weitere Tätigkeiten, die durch Industrie 4.0 eingeführt wurden und nun auch im Handwerk angewendet werden. Lebenslanges Lernen und interdisziplinäres Denken werden zwei für Mitarbeiter sehr wichtige Eigenschaften sein, die die Basis für den Erfolg im Handwerk der Zukunft darstellen.

4)     Handwerk 4.0

Das Handwerk steht heute vor einer ähnlichen Herausforderung wie die Industrie vor ein paar Jahren. Die digitale Transformation brachte uns Industrie 4.0 und mit einer leichten Verzögerung auch Handwerk 4.0. Dies ist ein Prozess, der moderne und gut anpassbare Handwerksbetriebe bevorzugt. Wer nicht auf diese Entwicklung reagiert, muss eine sehr spezifische Nische für sein Unternehmen finden und dabei hochwertige Produkte gewinnbringend verkaufen. Der Großteil der Unternehmen jedoch wird sich der Digitalisierung stellen müssen – und sie als Chance begreifen. Geschäftsprozesse werden digitalisiert und dadurch schneller, flexibler und neu gestaltet. Kundenanforderungen ändern sich und digitale Angebote werden verlangt und nachgefragt.
Sei es eine mobile Baustellenmappe, die auch dem Kunden gezeigt und mit ihm besprochen werden kann, digitale Zeiterfassung oder ein elektronischer Ersatzteilekatalog: Das Handwerk – und damit auch Sie – profitiert von den Möglichkeiten, die die Digitalisierung mit sich bringt. Mit der digitalen Zeiterfassung lassen sich Stunden und Arbeitsschritte ganz einfach auf ein Projekt buchen, sodass sowohl Kostenentwicklung als auch Projektfortschritt detailliert nachvollzogen werden können. Mit einer Planungssoftware lassen sich auch unterschiedliche Meilensteine des Projekts verwalten und übertragen. Mit Hilfe eines elektronischen Kataloges können Waren und Baustoffe bei geringer verfügbarer Menge sofort und vollautomatisch nachbestellt werden. Lieferzeiten und Verzug aufgrund schlechter Planung entfallen damit oder lassen sich minimieren. Aufbauend auf diesen Möglichkeiten können Sie auch entsprechende Dienstleistungen anbieten, die auf digitalen Geschäftsmodellen fußen.

5)     Modernste Sensortechniken

Die Sensortechnik ist auch ein wichtiger Aspekt, von dem Sie profitieren können. Inzwischen sind Sensoren klein und vergleichsweise günstig zu haben. Dadurch ergeben sich viele Möglichkeiten zur Messung von Werten, ohne dass ein Handwerker vor Ort sein muss. Mittels neuer Sensoren ergeben sich neue Potenziale z. B. in den Bereichen Wartung und 3D-Druck. Aber auch zur Übertragung von Messwerten auf der Baustelle können hier clevere Lösungen bereitgestellt werden. So wird z. B. im Projekt ConWearDi [2] [3] daran geforscht, smarte Wärmedämmplatten (WDVS, Wärmedämmverbundsystem) einzusetzen, in denen ein Sensor zur Messung der Feuchtigkeit integriert ist. Damit erhält der Handwerker eine Benachrichtigung sobald ein vorher festgelegter Schwellenwert erreicht ist. Dann ist das WDVS ausreichend getrocknet, damit mit dem nächsten Arbeitsschritt begonnen werden kann. Auf diese Weise werden Wartezeiten, die bei einigen Arbeitsschritten entstehen, minimiert und sichergestellt, dass die Voraussetzungen für eine weiterführende Bearbeitung erfüllt sind.
Auch der 3D-Druck hat eine große Entwicklung durchgemacht und verfügt über ein hohes Potenzial. Mit ihm lassen sich hochpräzise spezielle Kunststoffe fertigen, für die früher komplizierte und teure Maschinen benötigt wurden. Auch im Handwerk häufig verwendete Werkstoffe wie Kupfer, Stahl, Keramik oder Holz sind möglich. Hierbei sollte jedoch vorher auf die Kosten des entsprechenden Stoffes speziell für 3D-Druck geachtet werden. Mit moderner Sensortechnik können Handwerker beispielsweise Räume ausmessen und ein exaktes 3D-Modell davon erstellen, oder Aufmaße erstellen und davon ausgehend Materialkosten berechnen.

6)     Datenverfügbarkeit durch die Cloud

Datenspeicherung mit Hilfe einer Cloud ist etwas, was auch schon wenig digitalisierte Unternehmen häufig für sich nutzen. Diverse Anbieter ermöglichen die Datenspeicherung, aber mit Hilfe der Digitalisierung können Sie diese Möglichkeiten optimal ausnutzen. Denn Digitalisierung soll Transparenz schaffen. Dies gilt besonders in der Datenverarbeitung, wo eine analoge Zettelwirtschaft schön häufig in Chaos ausgeartet ist. Die bei der Digitalisierung anfallenden Daten sollen jederzeit zur Verfügung stehen, abrufbar und editierbar sein. Aus diesem Grund empfiehlt sich eine Cloud-Lösung, sodass es auch möglich ist, an unterschiedlichen Standorten wie Baustelle oder Büro auf die gleichen Daten zuzugreifen. Damit wird sichergestellt, dass die Daten z. B. zu Kundenaufträgen immer aktuell sind und sie jeder berechtigte Mitarbeiter ansehen kann. Außerdem lassen sich Kundenaufträge und andere Daten auch so bearbeiten, dass Mitarbeiter, die darauf zugreifen wollen, eine entsprechende Meldung erhalten. Auch Meldungen über Aktualisierungen sind sinnvoll, sodass nicht für jede kleine Änderung ein Telefongespräch geführt werden muss, bei dem man den fraglichen Handwerker ggf. gar nicht erreicht. Gerade für dynamische Daten wie sie in Handwerksbetrieben anfallen ist diese Lösung sinnvoll, damit Mitarbeiter nicht aufgrund veralteter Informationen falsche Bestellungen tätigen oder Arbeiten ausführen.
Durch die Verfügbarkeit der Daten erhalten Mitarbeiter auch ein konkreteres Bild von den ablaufenden Prozessen, es wird besser ersichtlich, an welchen Stellen noch Optimierungspotenzial besteht. Damit ist auch die Grundlage gegeben, dass Handwerker ihre Kreativität einsetzen können, um Verbesserungen und Neuerungen vorzuschlagen, die für das Unternehmen von Vorteil sind.

7)     Vernetzte Produktion

Viele Betriebe realisieren noch nicht die Vorteile, die neue Technologien wie die Digitalisierung bieten. So ist es beispielsweise möglich, dass Betriebe eine vernetzte Produktion aufbauen. Das bedeutet, dass es möglich ist, die Bedarfe der Kunden und Subunternehmer zu erfassen, zu bearbeiten und schnell darauf zu reagieren. Durch die Zahl der Aufträge, gepaart mit geringen Reaktionszeiten und oft automatisierten Antworten entsteht hier eine große Zeitersparnis und damit verbunden eine entsprechende Kostenersparnis. Außerdem führt eine schnelle Lieferung von Produkten oder schnelle Arbeit bei gleichbleibend guter Qualität zu einer hohen Kundenzufriedenheit.
Bisher ist die vernetzte Produktion hauptsächlich in Industrie 4.0-Unternehmen eingesetzt (Stichwort Smart Factory), aber die Technologie wird immer besser und auch für das Handwerk zugänglicher. Maschinen in einer komplett vernetzten Produktion erkennen und entscheiden selbstständig, ob und wo gerade ein Bauteil benötigt wird, wie es bearbeitet werden soll und wann es an der Zeit ist, eine Materialbestellung zu tätigen. Der 3D-Drucker der Zukunft soll sogar in der Lage sein, selbstständig Kundenaufträge zu bearbeiten.

[1] zdh.de – „Charts zur Digitalisierung des Handwerks“, S. 8. https://www.zdh.de/fileadmin/user_upload/Bitkom-ZDH-Charts-zur-Digitalisierung-des-Handwerks-02-03-2017-final.pdf

[2] https://www.dfki.de/web/aktuelles/dfki-cebit-2018/conweardi

[3] https://www.handwerk.com/conweardi-jetzt-werden-die-baustellen-smart