Der Digitalisierungsindex 2019/20 der von techconsult im Auftrag der deutschen Telekom erstellt wurde, zeigt den aktuellen Stand der Digitalisierung im deutschen Handwerk. Dabei werden die Betriebe in vier Bereichen bewertet:

  • Beziehung zu Kunden
  • Produktivität im Unternehmen
  • Digitale Geschäftsmodelle
  • IT-Sicherheit und Datenschutz

Als Branche insgesamt steht das Handwerk minimal überdurchschnittlich da, allerdings gibt es innerhalb der Branche teils große Unterschiede zwischen den Gewerken. Mit den größten Handlungsbedarf hat das Bauhandwerk.

Die Digitalisierung kommt nach und nach an

Einige Handwerksbetriebe haben inzwischen schon gute Erfahrungen mit der Digitalisierung gemacht. Effektivere Prozesse und produktiveres Arbeiten werden immer öfter durch digitale Methoden umgesetzt. Je nach Gewerk kann das 3D-Druck, eine moderne Onlinepräsenz, besserer Kundenservice, schnellere Kommunikation im Betrieb etc. sein.

Bei dem Index kann ein betrieb 100 Punkte erreichen. Das ist der Fall, falls sämtliche digitale Handlungsfelder höchste Relevanz haben und das Unternehmen eine optimale Zufriedenheit in diesen Feldern hat.

Der Digitalisierungsindex des Handwerks insgesamt liegt im Durchschnitt bei 57 von 100 Punkten und damit einen Punkt über dem Durchschnitt aller Branchen. Dies ist ein insgesamt positiver Wert. Allerdings darf er nicht darüber wegtäuschen, dass viele Gewerke und vor allem kleine und mittlere Unternehmen (KMU) noch mit der Digitalisierung zu kämpfen haben. Hier ist oft noch kein Grundstein gelegt, was zumeist Zeitmangel oder auch der Altersstruktur geschuldet ist. Dieser wichtige Grundstein ist der Aufbau digitaler Kompetenz. Chefs und Mitarbeiter sollen in der Lage sein, das Potenzial, das die digitalen Lösungen bieten, auch für den Betrieb voll auszuschöpfen.

An diesem Punkt gibt es inzwischen mehrere Hilfestellungen:

  1. Kostenlose Informationen durch die Mittelstand 4.0-Kompetenzzentren, online oder auch bei z. B. HWK-Veranstaltungen und auf Messen
  2. Förderprogramme wie go-digital oder auch unternehmensWert:Mensch mit bis zu 80% Förderquote
  3. Kurse und Weiterbildungen für Mitarbeiter und Chefs

Wie erreicht man einen guten Wert?

Eine der wichtigsten Fragen ist sicher die, wie man einen guten Wert erreicht. Das heißt, man setzt erfolgreiche digitale Lösungen in relevanten Unternehmensbereichen ein und ist mit diesen zufrieden. Möglich ist das schon, wenn Sie beispielsweise eine digitale EDV oder ein Dokumentenmanagementsystem (DMS) haben. Bestenfalls ist diese auch entsprechend der geltenden Verordnungen wie DS-GVO und GoBD aufgebaut. Haben Sie dann noch eine Website und/oder einen Social-Media-Auftritt, sind Sie und Ihr Unternehmen vorne dabei.

Kundenbeziehungen, Produktivität, Geschäftsmodelle – Sie können digitale Prozesse und Methoden inzwischen an den unterschiedlichsten Stellen im Unternehmen einsetzen. Laut der Studie haben 43% der Unternehmen Digitalisierungsmaßnahmen daher auch schon aktiv in ihre Strategie implementiert. Weitere 38% setzen immerhin einzelne digitale Projekte um. Insgesamt kommt nun Schwung ins Handwerk, was die Digitalisierung betrifft. Folgende Grafik zeigt auch, wo:

Während die Kundenbeziehungen im Vergleich zum Vorjahr einen Punkt zulegen, blieben die digitalen Geschäftsmodelle und auch Produktivität auf dem Vorjahresniveau. Das ist aber nicht negativ zu sehen, denn selbst um das Niveau zu halten, müssen digitale Vorhaben vorangebracht werden. IT-Sicherheit konnte sogar um zwei Punkte zulegen.

Aber: Damit erhöht sich auch der Druck auf die Unternehmen, die bisher keine Digitalisierungsmaßnahmen umgesetzt haben. Deren Zukunftsfähigkeit wird immer stärker bedroht. Schauen wir uns nun einmal die Werte des Bauhandwerks an:

Der Gesamtindex liegt ganze fünf Punkte tiefer als der Durchschnitt. Dies können wir zwar u. a. durch weniger starke Kundenbindung im Vergleich zu den Dienstleistungsberufen erklären, allerdings macht es dennoch deutlich, dass es noch viel Luft nach oben gibt.

Gründe für die langsame Digitalisierung des Bauhandwerks

Das Bauhandwerk selbst boomt zurzeit – es ist nicht so, dass es ihm schlecht geht und die Digitalisierung daher schleppend verläuft. Im Gegenteil: Die Digitalisierung dauert länger, weil es dem Bauhandwerk gut geht. Die Auftragslage sorgt dafür, dass die Unternehmen keine Zeit und zu wenig Fachkräfte haben, um die Aufträge abzuarbeiten. Dabei gibt es auch für dieses Gewerk genügend Maßnahmen, die sich mit Digitalisierung effizient verbessern lassen. Beispiele sind

  1. Eine digitale Baustellenmappe (Organisation)
  2. Eine digitale Plattform für alle am Bau Beteiligten (Organisation und Kommunikation)
  3. Bessere Kunden durch Online-Marketing (Kundenaufträge)
  4. Mobile Apps mit guter Datenverfügbarkeit (flexible, schnelle Prozesse)
  5. Transparente Geschäftsprozesse in der Wertschöpfung (planerische Effizienz)

Zukunftspotenziale

Speziell im Bereich der Planung können schon jetzt auch intelligente Systeme (KI) den Handwerksbetrieben der Bau- und Ausbaubranche weiterhelfen. Auch für die Logistik und Materialbeschaffung kann es sinnvolle Lösungen geben, z. B. durch automatische Material-Nachbestellung.

76 Prozent der befragten Betriebe glauben auch daran, dass KI dem Handwerk viele Chancen und neue Wege eröffnen wird. Während die digitalisierten Betriebe im Bauhandwerk nun schon KI-Lösungen in Anspruch nehmen können, müssen viele andere Betriebe erst die oben genannten Grundlagen schaffen. Ein Wettrennen beginnt – und die Gefahr liegt darin, dass Betriebe scheitern, weil es ihnen jetzt noch gut geht und sie die Umstellung nicht erfolgreich planen und durchführen. Oft hört man auch das Argument, dass die neuen Lösungen viel Geld kosten. Die meisten Betriebe haben aber sogar eine gewisse Summe zur Verfügung, sodass sich die Frage stellt: Rechnet sich die Digitalisierung?

Die Grafik zeigt die positiven Auswirkungen von Digitalisierungsmaßnahmen in den genannten Bereichen – jeweils ungefähr die Hälfte der Betriebe profitiert schon jetzt teils massiv von den oft noch frisch eingeführten digitalen Lösungen. Daher unser Appell: Fangen Sie jetzt an!

Fazit

Die digitale Transformation ist auch für Handwerksbetriebe unausweichlich. Die Frage lautet nicht, OB Sie digitalisieren sollten – denn wenn Sie es nicht tun, wird Ihr Betrieb definitiv in den nächsten Jahren von anderen überholt. Die Frage lautet auch nicht, WANN Sie digitalisieren sollten – denn Sie sollten es jetzt tun. So schnell wie möglich, aber nicht überhastet. Die Frage, die die Handwerker beantworten müssen, ist, WIE sie digitalisieren wollen.

Denn nur so finden sie einen Ansatz und einen Weg, der tatsächlich nachhaltig das Unternehmen zukunftssicher und erfolgreich macht. Dabei ist es nicht selbstverständlich, dass sich Investitionen in Digitalisierung sofort auszahlen. Das ist sogar eher ein Glücksfall, denn das würde bedeuten Sie haben schon ein gutes Fundament im Betrieb.

Fangen Sie also mit diesem Fundament an: Informieren Sie sich und Ihre Mitarbeiter kostenlos z. B. bei Kompetenzzentren oder Ihrer HWK. Analysieren Sie Ihren Betrieb und seine Prozesse auf Potenziale für Digitalisierung – oder lassen Sie die Analyse vom Profi durchführen und sich dafür fördern. Nach etwas Eingewöhnungszeit mit der Digitalisierungsmaßnahme werden Sie feststellen, dass Ihr Betrieb und Ihre Mitarbeiter nun besser, produktiver und flexibler arbeiten. Und nicht zuletzt damit ziehen Sie auch neue Mitarbeiter an, um die Fachkräfteproblematik anzugehen.

Sie haben Fragen? Sprechen Sie uns gerne an!