Der Begriff Dark Patterns ist ungewöhnlich, und doch ist er für alle Internetnutzer relevant. Er beschreibt „Internetmuster oder -designs, die darauf ausgelegt sind, Nutzende von Onlinediensten und sozialen Netzwerken dazu zu bringen, Tätigkeiten auszuführen, die ihren eigentlichen Interessen zuwiderlaufen und mit negativen Konsequenzen verbunden sein können.1 
Heute möchten wir darauf eingehen, wie diese Muster Sie beeinflussen und Ihnen die Möglichkeit geben, diese Muster einfacher zu erkennen. 

Wo Dark Patterns ansetzen 

Der Ansatzpunkt ist das Wichtigste bei Dark Patterns. Sie nutzen bekannte menschliche Verhaltensweisen und Wahrnehmungsmuster oder -fehler aus, um den Betrachter zu beeinflussen und zu manipulieren. Teilweise werden diese Verhaltensweisen nur beeinflusst, teilweise werden sie aber auch als Resultat der Dark Patterns hervorgerufen. Hinter diesen Mustern steht psychologisches Wissen, das z. B. im Marketing zur „technologiegestützten Verhaltensbeeinflussung“ eingesetzt werden kann. Während eine unvoreingenommene, typische Entscheidung zwischen „Ja“ und „Nein“ ungefähr zur Hälfte „Ja“ und zur Hälfte „nein“ lauten wird, kann man das mit diesen Mustern ändern.  

Hier möchten wir klarstellen: Dark Patterns beschreiben gerade NICHT die transparente Überzeugung eines Kunden mit Hilfe von Informationen. Wenn Sie aufgrund bereitgestellter, relevanter, akkurater und nachprüfbarer Informationen eine Entscheidung fällen, sind in der Regel keine solchen Muster am Werk. 

Zurück zu den Dark Patterns: Diese zielen darauf ab, bestimmte Emotionen hervorzurufen, um den Nutzer z. B. zu einem Kauf zu verleiten. Vereinfacht gesagt: Je emotionaler man ist, desto weniger denkt man nach. Auch beliebt ist, die Aufmerksamkeit des Nutzers von versteckten Kosten, zusätzlichen Produkten im Warenkorb und anderen betrügerischen Aktionen abzulenken. Dies passiert z. B. mit Hilfe von Werbung und Bildern. Oft werden auch typische, gelernte Verhaltensweisen der Nutzer ausgenutzt, das heißt Elemente anders platziert als gewohnt etc. 

Beispiel: Sogenannte Social Bots sind Bots (Algorithmen in diesem Fall), die bewusst getarnt und als echte Menschen dargestellt werden – und so beispielsweisen Likes, Favoriten oder auch vordefinierte Kommentare auf Social Media posten. So lassen sich Diskussionen in eine bestimmte Richtung lenken und Trends beeinflussen. Der Nutzen: Über 1000 Leute finden diese Jacke cool? Da muss was dran sein! 

Was man gegen Dark Patterns tun kann 

Auch wenn Dark Patterns als unethisch und betrügerisch eingestuft werden, ist eine regulatorische Regelfindung aus mehreren Gründen schwierig: 

  • Die Dark Patterns sind meist versteckt und verschleiert 
  • Wo ein Dark Pattern anfängt und endet ist oft schwer nachzuweisen 
  • Die Übergänge zu „sauberen“ Marketingmethoden sind fließend 
  • Die Grundlage zum Nachweis kann technologisch schwierig sein 
  • Man kann i. d. R. nicht sagen, wie schwerwiegend Nutzer beeinflusst werden 
  • Der Schaden ist nur schwierig abzuschätzen 

Damit ist eine der effektivsten Methoden, gegen dieses Verfahren vorzugehen, darauf aufmerksam zu machen und Menschen zu sensibilisieren. Wer die Tricks kennt, wird schneller skeptisch und fällt meist auch nicht auf die Betrugsmaschen hinein. 

Gesetzlich gesehen sind diese Methoden meist „unlauter“ im Sinne des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG), § 3, nachzulesen hier.  

Folgen von Dark Patterns 

Wenn der Nutzer einem Dark Pattern sozusagen auf den Leim geht, kann das unterschiedliche Folgen haben. Dies hängt davon ab, was der „Betreiber“ überhaupt erreichen möchte:  

  • Preisgabe persönlicher Daten 
  • Kauf unerwünschter Produkte 
  • Dienstleistungen, die der Kunde nicht in Anspruch nimmt/nehmen möchte 
  • Versteckte Abonnements 

Auf der einen Seite können dadurch ganz direkt Kosten entstehen, z. B. dank eines Abos über 24 Monate, oder eher ein indirekter Schaden wie Datenverlust, der dann auch teuer werden kann und potenziell schlimmer ist. 

Wie schnell es gehen kann? Sie klicken einen unverdächtig aussehenden Link, es öffnet sich eine Seite mit Werbung für eine Dienstleistung oder ein Abo und zugleich ein Dialogfeld. Sie klicken instinktiv „Schließen“ rechts unten im Dialogfeld – nur um festzustellen, dass dort, wo üblicherweise der „Schließen“-Button ist, sich hier ein „Akzeptieren“-Button oder vergleichbares befindet. Kauf abgeschlossen, vielen Dank und viel Spaß mit Ihrem Zweijahresabo! 

(Die genaue Funktionsweise ist natürlich auch z. B. von Ihren Einstellungen im Browser abhängig!) 

Wo findet man Dark Patterns? 

Dark Patterns können prinzipiell an jeder Stelle des Internets zum Einsatz kommen, allerdings sind sie nicht an jeder Stelle gleich effektiv. Das heißt 

  • Onlinehandel und Onlinemarketing 
  • E-Mail-Dienste 
  • Downloadportale (kostenlose Downloads sind ein beliebter Aufhänger!) 
  • Soziale Netzwerke 

sind Orte im Internet, die sehr beliebt sind. Wir zeigen in den folgenden Abschnitten, welche Arten von Dark Patterns es gibt und wie man sie erkennen und vorbeugen kann. 

Dark Pattern 1: Täuschung 

Täuschung ist noch relativ generell, aber hier können unterschiedlichste Dark Patterns angewandt werden. Der Nutzer wird in der Regel erst geködert und dann mit falschen Tatsachen etc. konfrontiert. Teilweise wird auch emotionaler Druck aufgebaut, sodass man zu einer gewünschten Handlung verleitet wird. 

Dies kann im Rahmen einfacher Websitedesigns umgesetzt werden – beispielsweise kann dort, wo bei vielen Websites eine Seitenleiste angezeigt wird, ein täuschend ähnlicher Werbeblock stehen, der statt zu neuen Menüs direkt zum Angebot führt. Oft werden auch Anzeigen direkt neben Stellen positioniert, die Nutzer häufig anklicken – z. B. beim E-Mail-Postfach von web.de.  

Täuschungen bauen oft einen Narrativ auf, der Druck auf den Nutzer ausübt. Ein Produkt wird mit all seinen Vorteilen dargestellt, und es wird dem Nutzer an diversen Stellen so schwer wie möglich gemacht, sich dem zu entziehen. Möchte man ablehnen, erscheinen häufig suggestive Formulierungen wie „Nein danke, ich gehe das Risiko ein“. Lädt man gerade eine Antivirensoftware herunter und deaktiviert die Häkchen für die kostenpflichtige Version, kann man schonmal mit solchen Tricks in Berührung kommen. Hier wird auch ausgenutzt, dass das Risiko unbekannt ist – der Text soll Angst machen, das Produkt bietet Sicherheit. Wählt man dann doch die kostenpflichtige Version, muss man auch ganz besonders auf ggf. geänderte Vertragsbedingungen und Datenschutzbestimmungen achten! 

Künstliche Verknappung ist im Marketing nichts Neues, bei Dark Patterns wird oft zusätzlich noch Stress oder ein Gefühl der Dringlichkeit erzeugt („nur heute kostenlose Lieferung!“ etc.). Daher unser Tipp: Achten Sie auf entsprechende Formulierungen und Zusätze und lassen Sie Vorsicht walten. 

Dark Pattern 2: Preisgabe von Daten 

Besonders bei kostenlosen Downloads trägt man oft seine Daten ein – das ist gewissermaßen die Bezahlung. Wenn hier Dark Patterns eingesetzt werden, erkennen Sie dies daran, dass zusätzliche Fragen zu beantworten sind. Die meisten Betrachter überfliegen Formulare nur und kreuzen einfach die Antworten an, weil dies nur ein Zwischenschritt zu dem gewünschten Download ist. Daher sind sie oft unaufmerksam und geben mehr Daten preis, als gut ist. Meistens führt das zur Zusendung von Informationen, die man gar nicht möchte. Es kann aber auch sein, dass man wenige Minuten nachdem man eine Seite geschlossen hat, einen Anruf erhält, bei dem das Produkt noch einmal verkauft werden soll. 

Daher unser Tipp: Lesen Sie sich genau durch, welche Fragen gestellt und welche Daten vom Verkäufer abgefragt werden. Macht Sie dies skeptisch, probieren Sie es bei einem anderen Anbieter! 

Dark Pattern 3: Ermüdung 

Besonders bei erklärungsbedürftigen Produkten dauert es meist eine Weile, bis der Kunde seine Auswahl so getroffen hat wie er das wünscht. Dies kann zum Beispiel auch durch Zusammenstellungen von Produkten geschehen, bei denen „hilfreiche Ergänzungen“ vorgeschlagen werden. Ebenfalls ist es aber auch möglich, in einem möglichst langen Bestellprozess nach Eingabe der Daten und Zahlungsmethode, Anschrift etc. noch zusätzliche Kosten – etwa Versandkosten – unterzubringen, mit denen der Kunde nicht gerechnet hat. Wären diese Kosten zu beginn schon transparent dargestellt, würde der Kunde womöglich/wahrscheinlich eine andere Kaufentscheidung fällen. Im vorliegenden Fall hat er sich aber schon zum Kauf des Produkts entschlossen, Zeit investiert und alle Hürden beseitigt – bis auf diese. Daher ist es nun wahrscheinlich, dass es die Zusatzkosten in Kauf nimmt. 

Daher unser Tipp: Scheuen Sie sich nicht davor, einen Produktkauf abzubrechen, wenn er Ihnen nicht mehr zusagt! 

Fazit 

Wenn man plötzlich vor unerwarteten und teils hohen kosten steht, und denkt „Das wusste ich nicht“ oder „Das habe ich im Detail nicht nachgelesen“, steckt oft ein Dark Pattern dahinter. Besonders durch die zunehmende Digitalisierung und den Onlinehandel wird das Potenzial dieser verbrecherischen Methode immer größer. Auch In-App-Käufe können entsprechend aufgebaut sein und eine vordergründig kostenlose App in einen Geldfresser verwandeln. Grund dafür ist auch oft, dass Hersteller ihren gesetzlichen Verpflichtungen (absichtlich) nicht nachkommen. Verträge werden unnötig kompliziert gestaltet, scheinbar sinnlose Vereinbarungen und Bestimmungen müssen akzeptiert werden. Am Ende entstehen Zusatzkosten, ein Tochterunternehmen verkauft Ihre persönlichen Daten etc. 
Besonders, da viele Dark Patterns schwer zu entdecken und z. B. als Services getarnt sind, ist es leicht, auf sie hereinzufallen.