Der neue Android-Look

Das neue Android-Betriebssystem (bisher in der Beta-Version oft Android Q genannt) wird keinen Süßigkeiten-Namen wie KitKat etc. erhalten, sondern unter dem Titel Android 10 erscheinen. Anfang September wird das Betriebssystem für Googles Pixel-Phones erscheinen und dann nach und nach für die Geräte anderer Hersteller. In diesem Zuge entwickelt Google auch die Marke an sich weiter – mit interessanten Feinheiten.

Mit dem Launch von Android 10 verknüpft Google auch Gedanken an die Nutzerfreundlichkeit und -akzeptanz: In manchen Sprachen seien L und R nicht einfach zu unterscheiden, sodass die bisherigen Süßigkeiten-Namen wie auch Lollipop (das mit Anfangsbuchstabe L auf K von KitKat folgt) eher Verwirrung hervorrufen. Darüber hinaus ist es mit einer Nummerierung für die Nutzer einfacher, festzustellen, ob sie eine aktuelle Version des Betriebssystems nutzen. Android 10 wird diese Dinge verbessern.

Darüber hinaus aktualisiert Google nun auch das Android-Logo: Der Android-Roboter wird einen Kopf erhalten! Zudem wird die Schrift künftig schwarz sein. Grund hierfür waren ebenfalls praktische Gedanken bezüglich der Nutzer: die bisherige grüne Schrift ist für Nutzer mit Sehschwäche teils schwierig zu erkennen. Google zeigte auch schon, wie das aussehen wird:

Das neue Google Android Logo

Abbildung 1: Das neue Android-Logo. [1]

Neben dem neuen Android 10-Look hat sich Google aber auch einiges für seinen Browser mit Namen Google Chrome überlegt: Das Vorhaben ist, die Nutzer besser/effektiver vor der Verfolgung durch Websites im Internet („Tracking“) zu schützen.

Privatsphäre und Google

Im Chromium-Blog wird erklärt, wie die „Privacy Sandbox“ aussehen und funktionieren kann. Dabei gibt es einen Konflikt: Google möchte jedem Nutzer die für ihn relevante Werbung etc. anzeigen – und dafür müssen sie über bestimmte Daten verfügen.

Im Blog heißt es: „Publisher und Advertiser müssen wissen, ob Werbung tatsächlich zu mehr Geschäft führt. Wenn der Umsatz gesteigert wird, ist dies eindeutig für die Nutzer relevant. Wenn dies nicht der Fall ist, müssen sie den Inhalt und die Personalisierung verbessern, um ihn relevanter zu machen.“

Was Google tun möchte, ist nun folgendes: Sie wollen Daten erheben, die es ermöglichen, Nutzer in Gruppen zu klassifizieren, ohne deren genaue Identität preiszugeben. Das soll sicherstellen, dass Ihnen relevante Inhalte angezeigt werden, es aber auf der anderen Seite kein exaktes Tracking gibt. Das „Problem“ ist, dass Nutzer in der Lage sein können oder müssen (z. B. durch gesetzliche Regelungen wie die ePrivacy-Verordnung), diese Datenerhebung abzulehnen. Oft werden diese Daten durch Cookies erhoben. Werden diese abgelehnt, kommt eine andere Technik zum Einsatz: Das Browser-Fingerprinting.

Browser-Fingerprinting

Dazu schreibt der Chromium Blog: Mithilfe von Fingerabdrücken haben Entwickler Möglichkeiten gefunden, um winzige Informationen zu erhalten, die sich von Benutzer zu Benutzer unterscheiden, z. B. welches Gerät sie haben oder welche Schriftarten sie installiert haben. Durch die Kombination mehrerer dieser kleinen Datenpunkte können sie eine eindeutige Kennung generieren, mit der ein Benutzer über Websites hinweg zugeordnet werden kann. Im Gegensatz zu Cookies können Benutzer ihren Fingerabdruck nicht löschen. Dies bedeutet, dass sie den Entwickler nicht davon abhalten können, einen Benutzer zu identifizieren, selbst wenn dieser nicht identifiziert werden möchte.

Golem.de zeigt in einem dazu erschienenen Artikel ebenso den Interessenkonflikt zwischen der Marktstrategie von Google und den von ihnen genutzten technischen Maßnahmen auf. In einem verwandten Artikel wird auch Google zitiert: „Wir wollen eine Lösung finden, die sowohl die Privatsphäre der Nutzer wirklich schützt als auch dazu beiträgt, dass Inhalte im Web frei zugänglich bleiben.“[2]

An dieser Stelle lässt sich schon erahnen, dass der freie Zugang zu Inhalten des Internets mit Werbeeinnahmen für Google durch gezeigte Werbung zusammenhängt. Diese geschäftlichen Interessen werden allerdings nicht erwähnt – es soll gezeigt werden, dass es um die Privatsphäre und Sicherheit der Nutzer geht. Inwiefern dies der Fall is, muss die Zukunft zeigen.

Fazit

Google arbeitet weiter sichtbar daran, seine Marken weiter voran zu treiben, sie einem breiteren Publikum einfacher zugänglich zu machen und auch selbst einen größeren Nutzen (und Gewinn) zu erzielen. Während diese Änderungen bei Android noch eher oberflächlich und gut sichtbar sind, werden bei Google Chrome sehr feine technische Details geändert.

Der Browser setzt mehr auf eine Balance zwischen Unternehmensinteressen und „relevanten Inhalten für den Nutzer“, als dies beispielsweise Firefox oder Safari tun. Je nachdem wie wichtig Ihnen der Schutz der Privatsphäre ist, macht ein Umstieg Sinn. Die Princeton-Professoren Jonathan Mayer und Arvind Naranyan sind in ihrem Blog skeptisch: „Es ist unwahrscheinlich, dass Google eine sinnvolle Web-Privatsphäre bieten und gleichzeitig seine Geschäftsinteressen schützen kann“.

[1] https://www.blog.google/products/android/evolving-android-brand/

[2] https://www.golem.de/news/chrome-privacy-google-moechte-uns-in-zukunft-anders-tracken-1908-143438-2.html